Nachhaltigkeit im Kleiderschrank- Das Karlsruher Startup „Klyda“ im Gespräch
Leave a CommentSharing is caring! Diesen Satz denkt man nicht nur kurz vor einer Party, wenn man sich Klamotten aus dem Kleiderschrank der Geschwister schnappt, sondern auch wenn man sich das Konzept des Karlsruher Startups Klyda anschaut. Dessen Ziel ist es, einen Online-Kleiderschrank zu kreieren, aus dem Klamotten verliehen werden können. Klyda. Phonetisch „Kleider“ ausgesprochen, ist ein Startup, dass sich letztes Jahr im Sommer gegründet hat. Die Idee kam Daria Morosow in dem Seminar „verwenden statt verschwenden“, dass im Zukunftsraum stattfand. Daria gehört zum Gründerteam und hat mit uns ein sehr motivierendes Interview geführt!
Viel Spaß beim Lesen!
Das Interview hat Fabiana Ferro geführt.
Quartier Zukunft: Die Idee für Klyda ist durch ein Seminar im Zukunftsraum entstanden. Kannst du uns dazu mehr erzählen? Was für ein Seminar war das?
Daria: Also es ist tatsächlich so, dass nur ich in diesem Seminar war, weil sich das Team erst danach gebildet hat. Und genau, die Idee kam mir in diesem Seminar “ verwenden statt verschwenden“ bei Frau Kaidi Tamm. Das war damals so, dass wir relativ viele Bereiche durchgenommen haben mit der Frage „wie kann ich in meinem Alltag nachhaltiger sein“? Konsum, vor allem bei Kleidung, spielte eine Rolle. Da ich auch noch eine Hausarbeit zum Thema Fast Fashion geschrieben habe, sind mir diese ganzen Facts bewusst geworden, bei denen ich gedacht habe „verrückt wie viel wir eigentlich nicht wissen und wie wenig an uns kommuniziert wird“. Natürlich ist das irgendwo online zugänglich und man kann es sich angucken und durchlesen, aber es ist niemand daran interessiert, das nach außen zu kommunizieren. Weil man mit alternativen Methoden kein Geld generieren kann. Da ist mir bewusst geworden, dass irgendetwas her muss, womit man das Problem lösen kann. Genau so kam mir damals die Idee. Und dann haben wir ein Team gebildet und arbeiten jetzt seit fast einem Jahr daran. Das Seminar war letzten Sommer. Ich glaube zwei Monate bevor wir das Projekt gestartet haben.
QZ: Was fandest du gut an dem Seminar, beziehungsweise wie sollten deiner Meinung nach Seminare, die sich um das Thema Nachhaltigkeit drehen, aufgebaut sein, damit genau solche Entwicklungen angestoßen werden können?
Daria: Ich glaube, dass Seminare einfach so aufgebaut sein sollten, dass sie sehr Praxis-orientiert sind. Und sie sollten auch keinen erhobenen Zeigefinger haben. Das ist das Allerwichtigste beim Thema Nachhaltigkeit. Man empfindet dieses Thema immer super weit weg von sich und es muss ja immer alles in Selbstreflektion passieren, denke ich. Ich habe keine spezielle Idee, wie man das jetzt umsetzen könnte in einem Seminar, aber man sollte angespornt werden um die Ecke zu denken. Denn es ist bei uns Menschen ganz oft so, wenn wir gesagt bekommen, wie wir etwas besser machen sollen, dann wollen wir das häufig nicht annehmen. Aber wenn es so vermittelt wird, dass man selbst darauf kommt, dann nehmen wir es gerne an. Uns wurde nicht gesagt „ihr seid blöd, weil ihr Fast Fashion kauft“, sondern „wir haben so ein riesiges Problem mit Fast Fashion“. Und dann ist es plötzlich für mich einleuchtend gewesen. Vor allem das Thema Shoppen. Wir shoppen halt gerne, das lässt sich einfach nicht leugnen. Man hat einfach ein Glücksgefühl beim Kaufen. Häufig ist es aber schnell wieder weg und dann hat man einfach nur eine Sache gekauft und man ist Geld los. Man ist schon glücklich, aber es landet dann häufig doch im Kleiderschrank und wird doch nicht mehr benutzt.
QZ: Denkst du, dass das Seminar ausschlaggebend für eure Idee war?
Daria: Ich glaube schon, dass es nochmal ein ‚Anstupser‘ war, weil mir dort dieses Problem noch einmal vor Augen geführt wurde. Aber grundsätzlich war es schon immer so, dass ich gesagt habe, dass ich lieber selbständig sein möchte. Aber im Endeffekt hat es tatsächlich dazu geführt, dass ich dann durch das Seminar gemerkt habe, dass dies eine Möglichkeit sein könnte, wie ich meine Zeit verbringen möchte.
QZ: Wie würdest du das Konzept von ‚Klyda‘ in deinen eigenen Worten beschreiben?.
Daria: Also es ist so, wir sind ein Online–Marktplatz, auf den man seine eigene Kleidung hochladen kann. Man kann sich aber auch Sachen von anderen leihen. Wir sagen immer es ist wie Airbnb für Klamotten. Ich glaube das macht es am einfachsten verständlich. Denn das Konzept gibt es zwar schon im Sinne, dass Firmen schon Kleidung verleihen. Das ist das typische Abendgarderobe-Verleihkonzept. Aber es gibt noch nicht die Möglichkeit, dass man wie bei Ebay-Kleinanzeigen oder Kleiderkreisel Sachen einstellt, um sie untereinander zu verleihen. Diese Plattformen sind für Dinge gedacht die du gar nicht mehr behalten willst. Aber man hat halt immer (ich denke jetzt gerade an meinen Kleiderschrank) bestimmt 6-7 Kleidungsstücke, die für schicke Anlässe sind, die ich jedenfalls nicht verkaufen möchte. Ich möchte die schon noch irgendwann anziehen. Deshalb haben wir diese Plattform entwickelt, auf die man die eigene Kleidung hochladen kann. Man bekommt dann eine kleine Transaktionsgebühr, von demjenigen, der sich die Kleidung leiht. Diesbezüglich sind wir gerade noch in Verhandlungen mit Versicherungen, falls etwas passiert. Die Vision dahinter ist, dass wir das aus den Kleiderschränken rausholen wollen, was selten getragen wird, weil man sonst keinen Zugriff auf diese Sachen hat. Z.B. ich und meine beste Freundin wissen ungefähr voneinander, was wir in unseren Kleiderschränken haben, aber ich kann ja nicht immer wissen, wenn sie sich etwas Neues kauft. Und wenn wir es schaffen, dass jede und jeder einen digitalen Kleiderschrank hat, wird das möglich. Das ist die ganze große Vision dahinter.
QZ: Ich finde das ist auch eine schöne Alternative für Klamotten, die man nicht hergeben möchte und bei denen man auf dem Weg zum Flohmarkt noch denkt „willst du es wirklich abgeben?“
Daria: Ja volle Kanne! Bei Konzernen, die ihre T-Shirts für 10 Euro verkaufen, können wir nichts groß dagegen machen und es bekämpfen, aber wir können schauen, dass sie wiederverwendet werden, wenn sie schon mal produziert wurden. Gerade für so Alltagsklamotten kann man sich dann Pakete erstellen. Dann tauscht man beispielsweise für drei Monate fünf verschiedene Teile von jemandem und schickt sie danach zusammen wieder zurück. Dann spart man sich auch das hin- und herschicken. Das hin- und herschicken ist in den Köpfen immer noch so verankert, dass es super unnachhaltig ist. Ist aber an sich nicht so. Wir haben da relativ viel Recherche betrieben. Einmal verschicken stößt im Schnitt 500g CO2 Emissionen aus, was gleich 3,5 km mit dem Auto fahren ist. Viele denken es sei nicht nachhaltig, aber an sich ist das nicht viel und gerade bei DHL ist es so, dass die immer mehr auf Elektrofahrzeuge oder Fahrräder setzen. Da gibt es ja sowas wie DHL Green und sowas. Das ist gerade auch so unser Ding, da zu schauen wie man das gut kommunizieren kann. Wir haben uns auch überlegt, dass man auch städteweise die Artikel verleihen kann. Dann kann man auch Selbstabholung angeben.
QZ: Auf eurer Internetseite steht, dass ihr erst ab 500 hochgeladenen Artikeln die Leihfunktion freischaltet. Wie viele haben denn schon etwas hochgeladen?
Daria: Es sind jetzt knapp 250, wenn ich mich richtig erinnere. Aber durch die Crowdfunding-Kampagne haben wir entschieden, dass wir auch online gehen, wenn es nicht 500 sind. Denn viele Leute kennen uns zwar mittlerweile und laden auch etwas hoch, aber ich verstehe auch, dass es für die meisten erst einen Mehrwert bringt, wenn die Seite tatsächlich online ist und sie sehen können was da überhaupt drauf ist. Und dann fühlen sie sich vielleicht auch motiviert, ihre Sachen hochzuladen.
QZ: Was ist euer großes Endziel mit Klyda?
Daria: Also wir haben uns tatsächlich von Anfang an überlegt, dass Sharing super viel Sinn macht. Nur das Problem ist, dass Sharing immer noch nicht so richtig alltagstauglich und Mainstream geworden ist. Das ist eigentlich super schade und wir haben uns deshalb von Anfang an gesagt, Klyda ist jetzt erstmal das Anfangsprojekt. Wir müssen uns auf eine bestimmte Kategorie spezialisieren, wie jetzt auf schicke Kleider. Aber wir haben ziemlich schnell besprochen, dass sobald das Projekt mal steht, wir vertikal ausweiten wollen. Also wir wollen später dann eine Sharing-Plattform bauen, für Outdoor- Klamotten zum Beispiel. Dann können da sowas wie Snowboard und Skikleidung verliehen werden oder auch Skis und Snowboards selbst. Statt für einen Tag für viel Geld so Ausrüstungen zu leihen, wäre es viel cooler, wenn du siehst, dass jemand in deiner Umgebung das schon hat. Das kann man aber so nicht wissen, weil über so etwas unterhält man sich zum Beispiel mit dem Nachbarn selten, obwohl man sich es dann einfach von denen leihen könnte. Das ist das große Ziel hinter Klyda. Erstmal alle Kleiderschränke zu digitalisieren, von denen, die bereit dafür sind, aber auch den Gedanken der Sharing Economy viel krasser zu promoten und in die Gesellschaft zu bringen.
QZ: Mir gibt es tatsächlich auch viel Hoffnung, wenn ich so etwas höre! Zwar sind es kleine Schritte, aber mit einem großen Mehrwert
Daria: Ja, wir hoffen auch, dass wir diesen Impact schaffen, dafür müssen einfach diese Message nach außen verbreiten, verbreiten, verbreiten und verbreiten. Das ist da große Ziel gerade. Mit so vielen Menschen wie möglich darüber zu reden. Um zu zeigen, wie viel Bock wir darauf haben und dass wir da echt etwas bewegen wollen.
QZ: Danke Daria, für deine Zeit und das inspirierende Interview!
Das Interview mit Klyda zeigt, wie wichtig es ist, kreativ zu werden und mit ein wenig Mut, eigene Ideen in die Tat umzusetzen! Denn wir alle können zu einer nachhaltigen Welt beitragen. Viele kleine Schritte ergeben in der Gesamtheit Großes.
Bis zum 26.07 besteht noch die Möglichkeit Klyda über die Crowdfunding Plattform Startnext zu unterstützen! https://www.startnext.com/klyda