Wir lieben Wasser! Und zwar plastikfrei und ressourcensparend
Leave a CommentWusstet ihr: Wenn man alle Plastikflaschen (die in einem Jahr in Deutschland verbraucht werden) aufeinander stapeln würde, dass der Stapel 15 mal von der Erde bis zum Mond reichen würde?
Welche Lösung gibt es für dieses Müllproblem? Ganz einfach: Leitungswasser trinken! Dafür setzt sich die Organisation a tip: tap e.V. (ein Tipp: Leitungswasser) ein, die auch in Karlsruhe aktiv ist. Unsere Hiwine Fabiana Ferro hat ein Interview mit Eva Wendeberg geführt, die sowohl bei uns im Quartier Zukunft als auch bei a tip: tap als lokale Aktionskraft für Karlsruhe aktiv ist.
Im Interview erfahrt ihr wie und warum wir auf Leitungswasser umstellen sollten und was es mit dem Wasserquartier in der Oststadt auf sich hat!

Eva Wendeberg liebt ihr Leitungswasser!
Fabiana: Was ist die Idee hinter a tip: tap?
Eva: a tip: tap ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für Leitungswasser und gegen Plastikmüll einsetzt. Den Verein wurde in Berlin gegründet und gibt es jetzt schon rund zehn Jahre. In unserem aktuellen Projekt „Wasserwende – Trinkwasser ist Klimaschutz“ sind wir bundesweit in 14 Wasserquartieren aktiv. Diese reichen vom Wasserkiez in Berlin bis Sylt im Norden und Ammersee im Süden und natürlich auch hier in Karlsruhe. Das Projekt ist vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert, und zwar im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.
Warum wollt ihr Menschen motivieren von Flaschen auf Leitungswasser umzusteigen?
Da gibt es einige Gründe. Das Klassische, woran man sofort denkt, ist Plastik sparen. Das ist eins der Hauptgründe. Wenn man auf Leitungswasser oder Trinkwasser statt Flaschenwasser umsteigt, dann spart man eine ganze Menge Plastik und Ressourcen ein. Zudem spart man auch eine ganze Menge CO2. Den Flaschenwasser muss man erst im Supermarkt besorgen, wenn man es haben möchte. In den Supermarkt kommt es auch nicht so geflogen, sondern es muss erst aus der Quelle hochgepumpt und dann zum Supermarkt transportiert werden. Diese Transportstrecke ist der Knackpunkt für die CO2-Emissionen, die bei einer Flasche Wasser dahinterstecken.
Wenn man Leitungswasser anschaut, da sind die Schritte um einiges kürzer. Leitungswasser kommt aus der Region. Das heißt hier in Karlsruhe wird zum Beispiel das Grundwasser aus den Stadtwäldern, also in den jeweiligen Wasserschutzgebieten, die streng eingegrenzt sind, um die herum zum Beispiel keine Landwirtschaft stattfinden darf, hochgepumpt und in dem jeweiligen Wasserwerk aufbereitet und gelangt dann in das riesige Rohrsystem und dann ganz bequem zu dir nach Hause.
Jetzt haben wir schon zwei Gründe für Leitungswasser. Ein weiterer, ganz praktischer Grund ist, dass man auch eine ganze Menge Geld sparen kann. Hier ein Beispiel, wie viel denn eigentlich eingespart werden kann: Wenn man eine Familie mit Kind nimmt, zum Beispiel drei Personen, die trinken jeweils ungefähr 1,5 Liter pro Tag. Diese kann, wenn sie auf Leitungswasser umstellt, ungefähr 1100 Euro pro Jahr sparen. Das ist schon eine ganze Menge. Das hängt damit zusammen, dass Flaschenwasser um einiges teurer ist pro Liter als Leitungswasser. Leitungswasser kostet pro Liter nur ca. 0,005 Euro. Wir wünschen uns, dass Menschen auch viel mehr die Wertschätzung dafür zurückerlangen, dafür, dass wir so sauber und bequem Trinkwasser aus der Leitung bekommen. Das ist schon ein Privileg, das wir hier in Deutschland zum Beispiel haben. Lasst uns diese Wertschätzung auch wieder zurückgewinnen, für dieses Trinkwasser, es auch unterstützen und auch selbst nutzen.
Warum ist es denn deiner Meinung nach so, dass so viele Menschen heutzutage immer noch Wasser aus Flaschen Trinken?
Ich denke, dass das ganz viel mit Gewohnheit zu tun hat. Wassertrinken ist eine Alltagshandlung, die wir tagtäglich tun und tagtäglich werden wir bewusst oder unbewusst mit Werbung konfrontiert. Es gibt einige Werbung für Flaschenwasser in ganz verschieden Arten, wie im Radio, im Fernsehen oder auf Plakaten. Für Leitungswasser gibt es kaum oder gar keine Werbung. Und so ist den Menschen oft auch gar nicht bewusst, dass sie Wasser aus der Leitung auch trinken können. Sie haben es jahrelang schon so gemacht, also ist auch die Skepsis hoch, etwas anders zu machen. Das ist auch einfach, weil wir Gewohnheitstiere sind. Das merken wir in vielen Teilen des Lebens. Und manchmal spielt da auch Unsicherheit, was die Qualität des Wassers angeht mit rein, was hauptsächlich auf Unwissenheit beruht. Unser schnelllebiger Lebensstil und die Wegwerfkultur tragen auch dazu bei. Es ist für uns oft bequemer, in den Supermarkt zu gehen und eine Flasche zu kaufen, anstatt daran zu denken, sich eine Flasche von zu Hause mitzubringen. Aber ist das wirklich so? Ist das wirklich bequemer? Wir hinterfragen oft nicht, was diese Gewohnheit eigentlich für Konsequenzen hat.
Die Karlsruher Oststadt ist eins von den inzwischen 14 Wasserquartieren in Deutschland. Was bedeutet das genau?
In unseren Wasserquartieren möchten wir die Wasserwende voranbringen. Wir haben die Wasserquartiere auch so ausgesucht, dass wir auch Unterstützung bekommen, das heißt, wir haben in den jeweiligen Wasserquartieren Partner*innen, die uns unterstützen, zum Beispiel auch das Quartier Zukunft und das Projekt „Klimaschutz gemeinsam wagen“ und motivieren uns gegenseitig. Und natürlich ist auch unser wichtigster Partner, die Stadtwerke Karlsruhe, mit dabei, die uns mit ganz viel Informationen und auch Kapazität unterstützen können.
Wie möchten wir Menschen für Leitungswasser begeistern? Das machen wir, indem wir Bildungsprojekte anbieten. Das können ganz klassisch Workshops sein an Schulen oder auch Kitas, jetzt aktuell auch online. Ein weiterer Punkt ist, dass wir Unternehmen beraten, auf Leitungswasser umzusteigen. Das heißt wir bieten Umstiegsberatungen an, wie diese Unternehmen, Organisationen oder Initiativen Schritt für Schritt auf Leitungswasser umsteigen und unterstützen sie auf diesem Weg.
Was ist denn im Wasserquartier Oststadt bereits passiert und was ist noch geplant?
Wir haben eine ganze Menge im letzten Jahr schon umsetzen können, trotz Corona. Zum Beispiel waren wir im Kinder- und Jugendhaus und haben dort bei der Ferienbetreuung ein paar Workshops durchgeführt.
Was sind denn deine Tipps, um die Umgewöhnung auf Leitungswasser einfacher zu gestalten?
Ich würde dir raten, einfach mal diese Gewohnheitsänderungen in deinen Alltag langsam reinzulassen. Das heißt, einfach mal auszuprobieren, eine Woche lang aktiv keine Flasche zu kaufen, sondern dir vielleicht eine alte Flasche, die du noch zu Hause hast, aus Glas am besten, zur Hand nehmen, neben dich hinstellen und immer wieder auch auffüllen. Das erste Mal ist es vielleicht ein komisches Gefühl, einfach ein Glas unter den Wasserhahn zu halten, aber das muss es eigentlich gar nicht. Es ist wirklich nur für dich wahrscheinlich eine Veränderung in deinem Alltag. Also wichtig ist, dass du eine Flasche dabeihast. Da gibt es auch, wenn du in der Stadt unterwegs bist, sogenannte „Refill- Stationen“, an denen du deine Flasche auffüllen kannst. Und wahrscheinlich hast du davon noch gar nicht gehört, aber hier in Karlsruhe hat es auch einige Trinkbrunnen. Die sind dann im Frühling wieder aktiv, zum Beispiel auf dem Lidellplatz gibt es einen Trinkbrunnen, die über Trinkwasser angeschlossen sind und dadurch, dass sie vor allem auch die ganze Zeit laufen einen Durchfluss haben, sodass sich da keine Bakterien ansammeln, sondern es kann ganz bequem Wasser gezapft werden.
Wenn du merkst, dass du gerne Wasser mit Kohlensäure trinkst, ist es vielleicht gut, dir einen Wassersprudler anzuschaffen. Das ist auch für den Übergang ganz schön, da es nah an dein Wasser aus Flaschen mit Kohlensäure rankommt. Das heißt, da ist es dann ein weniger großer Schritt, als direkt auf stilles Wasser umzusteigen.
Und ein weiterer schöner Tipp ist, wenn dir das Wasser einfach nicht so gut schmeckt und du einen Unterschied wahrnimmst, dann kannst du auch gerne dein Lieblingsobst, -gemüse oder auch bestimmte Kräuter mit ins Wasser geben. Das ist das sogenannte „Pimp my Leitungswasser“. Da gibt es auch verschiedene Varianten von Ingwer hin zur Gurke oder Zitrone. Das kann man natürlich auch saisonal betrachten, also saisonales Obst und Gemüse nehmen. Das ist dann auch noch mal ein bisschen klimafreundlicher.
Das sind sehr motivierende Tipps, Eva. Vielen Dank für das sehr interessante Gespräch!
Ihr findet die Arbeit von a: tip tap gut? Dann schaut auf ihre Website und werdet aktiv! Dort findet ihr auch interessantes Material, das zum Beispiel für eigene Bildungsaktionen genutzt werden kann: https://atiptap.org/bildung/bildungsmaterial/
Wenn ihr mehr über das Thema Wasserverbrauch erfahren wollt, dann hört in unseren Podcast Labor Zukunft rein, in der Folge „Wasser, Klima und Gerechtigkeit“ dreht sich alles um unsere wichtigste Ressource. Hier erfahrt ihr auch mehr über a tip: tap und die Organisation „Viva con Agua!“ Viel Spaß beim reinhören 😉