Was ist ein Reallabor?
Ein Reallabor bezeichnet eine transdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungseinrichtung. Wissenschaft und Gesellschaft arbeiten gemeinsam an zukunftsfähigen Lösungen. Hochschulen, Kommunen, Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen, staatliche Institutionen, Verbände schließen sich unter dem Leitbild Nachhaltiger Entwicklung als Pioniere des Wandels in Reallaboren zusammen – insofern verstehen sich die Reallabore selbst als Pioniere des Wandels.
Zivilgesellschaft und Bürgerschaft bilden dabei wichtige und starke Partner. Sie alle übernehmen Verantwortung für die kommenden Generationen, gestalten Zukunft und bilden Kristallisationspunkte eines „neuen Gesellschaftsvertrags“ (WBGU 2011). Partizipativ und kooperativ Transformationsprozesse anzustoßen und wissenschaftliche wie gesellschaftliche Lernprozesse zu verstetigen sind wesentliche Ziele der Reallaborarbeit.
Reallabore experimentieren. Sie bieten einen Rahmen und öffnen Räume, um gemeinsam ein gutes Leben für heute und morgen zu entwickeln, zu erproben und zu erforschen. Durch eine Vielfalt und Dichte an Nachhaltigkeitsexperimenten sollen im Reallabor Synergien und Konflikte zwischen einzelnen und bislang voneinander unabhängigen "Nachhaltigkeitslösungen" erkannt und bearbeitet werden (Stichwort: "dichte Nachhaltigkeit"). Oberstes Ziel ist, die Entwicklung künftiger Kulturen der Nachhaltigkeit anzustoßen und zu unterstützen – und wo möglich, bereits zu leben.
Charakteristika eines Reallabors
In den letzten Jahren haben sich in unserer Arbeit wesentliche Charakteristika für ein Reallabor herauskristallisiert, die auch die Basis für unsere Arbeit im Quartier Zukunft darstellen.
- Forschungsorientierung
- Transformativität (Gestaltung)
- Orientierung am Leitbild "Nachhaltiger Entwicklung"
- Transdisziplinarität (Partizipation)
- Einbezug zivilgesellschaftlicher Akteure
- Modellcharakter (Übertragbarkeit)
- Langfristigkeit
- Laborcharakter
- Lernort und Bildungseinrichtung
Weiterführende Literatur:
Parodi, O. & Steglich, A. (2021): Reallabor. In: Handbuch Transdisziplinäre Didaktik. Hrsg.: T. Schmohl. S. 255–265.
Einführende Literatur zu „Reallabor“ in Theorie und Praxis
Das Format „Reallabor“ kurz und knapp im Überblick:
- Parodi O.; Steglich, A. (2021): Reallabor. In: Handbuch Transdisziplinäre Didaktik. Hg.: T. Schmohl. transcript, S. 255–265.
- Parodi, O. et al. (2023): Real-World Lab. In: Handbook Transdisciplinary Learning. Ed.: T. Philipp, transcript, S. 287–296. (Englisch)
- Defila, R.; Di Giulio, A. (Hg.) (2018): Transdisziplinär und transformativ forschen – Eine Methodensammlung. Springer.
- Defila, R.; Di Giulio, A. (Hg.) (2019): Transdisziplinär und transformativ forschen, Band 2. Springer.
- Schäpke N. et al. (Hg.): Impacts of Real-world Labs in Sustainability Transformations. GAIA Special Issue. S1/2024.
- Parodi et al. (2024). Reallabor versus Realexperiment: Was macht den Unterschied? GAIA 33/2 pp. 216 – 221.
- L'Orange Seigo, S. et al. (Hg.) (2023): Interventionen in Reallaboren: ein Handbuch für die Praxis. ETH Zürich.
- Quartier Zukunft et al. (Hg.) (2020): Dein Quartier und Du – Nachhaltigkeitsexperimente im Reallabor zu Nachbarschaften, Bienen, Naschbeeten, Kreativität und Konsum. KIT Scientific Publishing.
- Beecroft et al. (Hg.) (2016): Reallabore als Orte der Nachhaltigkeitsforschung und Transformation. TATuP 3/2016.
- Parodi et al. (2016): Von „Aktionsforschung“ bis „Zielkonflikte“: Schlüsselbegriffe der Reallaborforschung. TATuP 3/2016. S. 9–18.